Freitag, 15. Januar 2010

Wasser aus Plastikbeuteln

Am meisten konsumiert der Ghanaer wohl Wasser. Ist ja auch kein Wunder bei der Hitze.

Allerdings hatte ich erwartet, dass es auch in Ghana  eine Art nationales Heißgetränk gibt, einen besonderen Tee oder Ähnliches.
So wie der Chai in Indien oder der Matee in Argentinien.

Aber weit gefehlt. Der Ghanaer mag es anscheinend nicht heiß. Tee oder gar Kaffee sieht  man selten und wenn, dann bekommt man heißes Wasser serviert mit  einem Lipton Tee-Beutel und für Kaffee  eine Portion löslichen Instant Nescafe.

Wasser dagegen bekommt man überall. Allerdings sollte man hierfür nicht nach Wasserflaschen Ausschau halten, sondern nach blauen Kühltruhen, die fast jeder Straßenladen hat.  Darin befindet sich das begehrte Trinkwasser.


Dieses ist in 500ml Plastikbeuteln abgefüllt. Man kann Trinkwasser zwar auch in Plastikflaschen kaufen, aber das ist um einiges teurer. Zum Vergleich: ein Beutel Wasser kostet umgerechnet 2,5 Cent. Eine 500 ml Wasserflasche dagegen kostet 25 Cent.



Alternativ zu den Kühltruhen gibt es auch die „mobilen Kioske“.  Einfach schauen, was so auf dem Kopf angeboten wird.

Bestimmt jeder vierte verkauft Wasser. Und es ist immer gekühlt. Keine Ahnung wie das so lange kühl bleiben kann.



Der Ghanaer hat übrigens eine eigene Technik für die Handhabung der Trinkbeutel entwickelt, die ich nicht vorenthalten möchte.



Schritt 1: Man beißt eine Ecke der Plastiktüte mit den Zähnen ab. Hierbei muss man jedoch aufpassen, dass nicht das ganze Wasser dabei herausspritzt.



Schritt 2: Man nuckelt das Wasser aus der Öffnung.



Schritt 3: Wenn man nicht 500 ml auf ex trinken möchte kann man den Beutel auch so geschickt platzieren, dass kein Wasser ausläuft.



Schritt 4: Der leere Beutel wird einfach irgendwohin auf den Boden geworfen. Wie das auch mit dem restlichen Müll gehandhabt wird. Denn Abfalleimer gibt es so gut wie gar nicht.




Der Plastikabfall ist wirklich ein Problem in Ghana. Da hilft es auch nicht, wenn überall Plakate hängen mit dem Slogan „Keep Ghana clean“.  Wie soll das bitte schön gehen ohne Mülleimer!

Schuld an dem Plastikabfall ist das Gesundheitsministerium. Bis vor einiger Zeit gab es in Ghana noch kein abgefülltes Wasser. Trinkwasser wurde tassenweise auf Ghanas Straßen billig verkauft, damit Passanten ihren Durst stillen konnten. Ohne Zweifel war diese Praxis, aus einer Gemeinschafts-Tasse Wasser anzubieten, extrem gesundheitsgefährdend. Also wurde verordnet, Wasser künftig nur noch abgepackt in Plastikfolien zu verkaufen. Daraufhin wurden Tonnen von Plastikfolien importiert, das Wassergeschäft salonfähig gemacht, weil „sauberer“. Leider dachte niemand daran, auf den Straßen Abfallkörbe aufzustellen. Seit einigen Jahren trinkt nun die Bevölkerung – vor unsauberen Tassen geschützt – eisgekühltes Wasser aus Beuteln und wirft die Einwegfolie anschließend ungeniert auf die Straße.




Trotz viel hingeworfenen, zumeist organischen Mülls, sieht  man kaum Flaschen, Dosen, und Gläser rumliegen. Solche Gegenstände sind begehrt und werden immer für andere Zwecke neu eingesetzt.

1 Kommentar:

Felix hat gesagt…

Ich bekomme feuchte Augen über den Ghana-Bericht. Ich will da bald wieder hin...