Freitag, 8. Januar 2010

Besuch beim Tempelpriester


Heute haben wir einen Tempelpriester in einem Schrein besucht. Das war wohl die bislang skurilste Erfahrung auf meiner Reise.

Kumasi, eine große Stadt in der Ashanti-Region, wo ich mich gerade befinde, hat viele Schreine. Diese Gebetsstätten, die der afrikanischen Religion nachgehen, werden Abosomfie genannt und haben immer einen Tempelpriester.

Von einer Ghanaerin haben wir die  Adresse zu einem dieser Tempelpriester mit dem Namen Nana Abass bekommen.  Bevor wir uns aber auf den Weg dorthin machten, haben wir noch eine Flasche Schnaps gekauft. Denn aus unserem Reiseführer wussten wir, dass für die Gebete eine Flasche Schnaps im Gepäck nicht fehlen sollte.

Mit dem Taxi ging es dann los. Nach einigen holprigen Wegen durch verschiedene Dörfer hat unser Taxifahrer mit Hilfe der Einheimischen dann schließlich den Schrein gefunden.

Kaum aus dem Taxi ausgestiegen wurden wir schon freundlich von unserem persönlichen Betreuer namens Phillip empfangen. 
Keiner von uns war jemals  in einem Schrein gewesen und so wussten wir nicht, was uns erwartet. Zusammen mit einigen Frauen, warteten wir erst mal vor dem Eingang auf eine Audienz mit dem Tempelpriester.





Zuvor mussten wir  aber noch unsere Beine mit einem Tuch bedecken.

Nach einigen Minuten wurden wir dann weiter in die Nähe des Schreins geführt.

Der Schrein ist eine kleine Lehm-Hütte, indem der Tempelpriester die Leute empfängt.



Direkt vor dem Schrein war eine weitere Warteschlange.

 

In der Zwischenzeit konnten wir so unserem  „persönlicher Betreuer“ (Sekretär des Priesters, wie er sich selbst nannte) einige Fragen über den Tempelpriester stellen.



Was macht ein Tempelpriester?
Ein Tempelpriester hat heilende Kräfte und hellseherische Fähigkeiten. Vor allem  kranke Menschen und Leute mit finanziellen Problemen erhoffen sich von dem Besuch beim Tempelpriester eine Besserung. Der Priester spricht Gebete, sieht in die Zukunft und wendet Naturmedizin an.

Wie wird man ein Tempelpriester?
Man wird auserkoren. Bei unserem Tempelpriester Nana Abass hat sich dies wie folgt abgespielt.

Seine Mutter nahm den kleinen Nana Abass, als er 8 Monate alt war, mit auf die Feldarbeit. Dort haben ihn Zwerge mitgenommen und überirdische Kräfte vergeben. Der kleineNana Abass war für einige Monate verschwunden bis er dann eines Tages wieder zu Hause bei seiner Mutter auftauchte.

Nana Abass hat erst später, als Erwachsener von seiner Mutter über diese Begebenheit erfahren. Nun konnte er sich auch seine besonderen Fähigkeiten erklären. Stimmen haben zu ihm gesprochen und so wurde er schließlich Tempelpriester.

Ist der Tempelpriester verheiratet?
Ja der Priester ist verheiratet und hat Kinder.

Wie alt ist der Tempelpriester?
Er ist 48 Jahre alt.


Nach diesen interessanten Informationen wurden waren wir dann an der Reihe und wurden in den Schrein gebeten.

Wir durften Platz nehmen und wurden von einem anderen Helfer begrüßt. Der Schrein war voll mit Geschenken, unzählige Flaschen mit Alkohol. So wurde auch unsere Flasche Schnaps dazu gestellt.



Hinter einer Holzwand durch eine kleine Öffnung erblickten wir dann den Priester.



Der Priester begrüßte uns herzlich und fragte nach unserem Begehren. Wir sagten, dass wir Volunteers sind und nun Ghana bereisen und wir um eine sichere Reise bitten. Daraufhin meinte er, dass er den Priester rufen wird und wir draussen warten sollen. Da waren wir doch etwas verwirrt. Denn wir dachten, dass das der Priester sei.

Phillip hat uns dann erklärt, dass der Priester ein Geist ist, der in den Körper von Nana Assas schlüpft. Der Geist (Spirit) kann verschiedene Formen annehmen, als Helfer, als Heilender, als Hellseher.
Das erinnerte mich irgendwie an den Film "Ghost-Nachricht von Sam". Whoopi Goldberg hatte auch diese Fähigkeit.

Tatsächlich hatten wir nach ca. 10 Minuten Warten dann eine Audienz bei Nana Assas. Er hatte seine Kleidung gewechselt und war nun mit dem Geist des Tempelpriesters vereint.Die Audienz war interessant. Eigentlich eine ganz normale Konversation. Er fragte woher wir seien und nach unserem Begehren. Das hatten wir ihm zwar bereits im Schrein schon mal erzählt, aber da war Nana Assas ja auch noch nicht vom Geist des Tempelpriesters besetzt. Daher konnnte er sich wohl auch nicht mehr daran erinnern.



Dann fragte er uns auch noch nach unseren Telefonnummern. Wir könnten ja mal was zusammen Essen gehen?! Wir haben noch keinen Anruf erhalten.

Nach diesem netten Plausch wurden wir dann entlassen. Er hat in unserer Gegenwart nicht gebetet oder uns gesegnet. Aber ich denke der Geist des Tempelpriesters bewacht uns nun auf unserer Reise. Dann kann ja nichts mehr schief gehen.

So was Skuriles habe ich wirklich noch nicht erlebt :-)

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