Freitag, 15. Januar 2010

Georg aus Ghana

Auf Reisten trifft man ja bekanntlich die verschiedensten Menschen. Jeder hat so seine eigene Geschichte zu erzählen. Trauriges, Lustiges, Spannendes oder auch Langweiliges. Die Lebensgeschichte von Georg aus Ghana jedenfalls war alles andere als langweilig.


Ich habe ihn beim Abendessen getroffen. Georg ist 65 Jahre alt. Sein Vater kam aus der Schweiz, seine Mutter, die immer noch lebt, ist aus Ghana.

1964 ist er mit seinen Eltern nach Europa gereist. Mit dem Schiff nach Rotterdam, was ca. 3 Wochen gedauert hat! Danach ging es nach Hamburg, Köln, Karlsruhe und Basel. Er konnte sich noch an den Kölner Dom erinnern und dass er mit seinem Vater einen Wettlauf die Treppen hinauf bis zum Turm gemacht hat. Er war auch in Italien und Frankreich. Wenn er von der Reise sprach leuchteten seine Augen.

Der Mann hatte im wahrsten Sinne des Wortes ein bewegtes Leben. Er hat offiziell 11 Kinder, zählt man die inoffiziellen dazu sind es 20. Natürlich von unterschiedlichen Frauen.  Seine Ehefrau hat ihn vor Jahren verlassen, als sie Fotos von ihm mit einer anderen Frau gefunden hatte. Auch wenn dies lange vor der Hochzeit war. Sie packte die Koffer und war weg.

In seinem Leben scheint der Mann schon so gut wie alles gemacht zu haben. Er war Jäger, Farmer, Klempner, Koch, Schlüsselmeister, Schuhmacher, Touristenführer und Lehrer. Um  nur einiges zu nennen.

Ach ja, er hat auch einen Fall vom 5. Stockwerk überlebt sowie einen Autounfall, wo er sich mehrere Rippen gebrochen hat.

Georg hatte so viel zu erzählen und es war eine Wonne ihm zuzuhören. Dieses Strahlen in seinen Augen und das herzliche Lachen in seinem Gesicht.



Seit fünf Jahren ist er pensioniert und wartet seit dieser Zeit auf seine Rente. Die Behörde weigert sich zu zahlen und begründet, es würden Papiere fehlen. Georg meinte, da sei viel Korruption im Spiel. So versucht er sich mit Nebenjobs, wie Wäsche waschen und Nachhilfeunterricht über Wasser zu halten.

Sein Lebensmotto ist „Sei glücklich jeden Tag, jede Minute. Denn wer sonst, außer Dir selbst kann Dich glücklich machen?“ Und da hat er recht. Wenn man von innen strahlt, kann einem nichts mehr anhaben.

Ich denke ja, er sollte sein Leben in einem Buch veröffentlichen. Seine Geschichten sind einfach mitreißend.

Am nächsten Morgen habe ich ihn noch mal getroffen. Er hatte Besuch von einer Priesterin. Georg kann nur schwer gehen und erhofft sich von ihren heilenden Kräften Besserung. Sie hat ihm noch eine „Wunder-Salbe“ für die Beine verkauft. Er war jedenfalls happy und meinte, er könnte schon eine Besserung spüren.



Mich hat sie dann auch noch gesegnet. Nun habe ich schon den Segen von zwei Tempelpriestern erhalten. Da kann ja nichts mehr schief gehen.

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