Donnerstag, 28. Januar 2010

Voodoo Markt in Togo

Endlich haben wir es geschafft. Nach unserem Höllentrip von Burkina Faso quer durch Ghana bis in den Süden haben wir gestern die Grenze nach Togo überquert.

Der Grenzübergang war wieder  mal ein Erlebnis. In Ghana ging es ziemlich fix. Wir wurden freundlich von den Beamten empfangen. Unsere Pässe wurden im Computer eingescannt und die Daten erfasst. Alles bestens.

Kaum 20 Meter weiter an der Grenzstelle zu Togo ging es da anders zu. Es gibt hier kein Gebäude mit Büro, sondern lediglich einen Tisch im Freien, wo ein Beamter in Uniform die Abwicklung per Formular macht und alles in ein dickes Buch einträgt. Hat uns irgendwie an Burkina Faso erinnert.

Unser Gegenüber schien das Lachen auch nicht gerade erfunden zu haben. Er verzog keine Miene. Ohne Worte und mit befehlenden Gesten erfolgte  die Abwicklung. Helen und ich sind ja mittlerweile einiges gewohnt. Und in solchen Momenten hilft nur der Spruch „TIA“ (This is Africa). Mit einem lächelnden „Merci“  auf den Lippen bedankten wir uns und waren froh in Lomé, der Hauptstadt Togos angekommen zu sein.

Togo erstreckt sich im Süden gerade mal 50 km lang. Im Human Development Indes steht Togo auf dem 159. Platz von 182.Die Hauptstadt ist Lomé und die Landessprache ist Französisch.

Lomé ist berühmt für seinen einzigartigen Voodoo Markt. Und einzigartig ist auch das Erlebnis.


Überall sieht man tote Tiere aufgebahrt an kleinen Ständen. Krokodilköpfe, Fische, Kuhköpfe, Elefantenfüße, Echsen, Vögel, Tierschwänze und sogar Kugelfische.


Um zu verstehen, was es mit de Voodoo auf sich hat, empfiehlt es sich einen Guide (Führer) zu nehmen. Allerdings muss man hier hartnäckig, natürlich gepaart mit etwas weiblichen Charme, um den Preis feilschen. Aber es lohnt sich. Helen und ich konnten so den ursprünglichen Preis, um  mehr als das Vierfache senken.


Joseph unser Guide erzählte uns, dass die Tiere, die hier verkauft werden, einen natürlichen Tod sterben müssen. Sie dürfen nicht erlegt werden. Ich frage mich nur, wo man so viele tote Krokodile, Elefanten, Echsen, etc… finden kann. Aber das will ich gar nicht weiter hinterfragen.







Und so funktioniert der Voodoo Markt.

Man geht zuerst zu einem der „Voodoo-Priester“ und berichtet über sein Begehren. Jeglicher Art, ob Krankheit, finanzielle Probleme oder Liebe. Für jedes Problem hat der Priester ein Rezept parat.

Je nach Fall wird dann „verschrieben“, welche toten Tiere bzw. Teile man kaufen muss. Dies muss dann meist zermahlen und an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Uhrzeit oder an einem bestimmten Ereignis verstreut werden.

Unsere französische Freundin aus Burkina Faso hatte uns von einem Fall erzählt, wo eine Frau einen toten Kuhkopf um 21 Uhr an einer bestimmten Ampel platzieren sollte. Dies sollte ihr helfen, den richtigen Mann zu finden.

Es hat anscheinend geklappt. Nicht lange darauf, hat sie ihren zukünftigen Ehemann kennengelernt.

Etwas Voodoo haben Helen und ich dann auch betrieben. Wir durften einen Voodoo-Priester besuchen, der uns einige Talismänner vorgestellt hat. Die gibt es für Glück, für die Arbeit, für den Haussegen, für die Liebe, gegen das Vergessen, für eine sichere Reise, usw….

Helen und ich haben uns je drei davon ausgesucht. Welche? Das wird nicht verraten.

Damit die Talismänner auch Ihre Wirkung entfalten, muss noch ein Ritual abgehalten werden:

Zuerst legen wir die Glücksbringer in eine Schale.

Diese nehmen wir in unsere Hände und sprechen unseren Namen dreimal in die Schale hinein.

Dann falten wir die Hände vor unseren Körper.

Und schließlich segnet der Priester diese noch.


Das Ganze ist natürlich nicht umsonst. Wie viel die Glücksbringer kosten verraten vier Muscheln, die geworfen werden. Der erste Wurf schien wohl nicht zufriedenstellend gewesen zu sein. Der Priester  schüttelte nur den Kopf und würfelte noch einmal. Den Preis, den er uns daraufhin nannte, war ziemlich hoch. Mit soviel hatten wir nicht gerechnet. Wir sagten zu ihm, dass wir nicht so viel Geld haben.


Und so würfelte er noch mal die Muscheln. Dieses Mal schien es wohl günstiger gewesen zu sein und der Preis war geringer. Wir willigten ein.

Doch als wir bezahlen wollten, war da wieder ein Missverständnis. Wir hatten verstanden, dass die Summe für Helen und mich gilt. Der Voodoo-Priester hatte aber den Preis je Kopf gemeint. Und wieder entgegneten wir, dass wir nicht so viel Geld haben. Es stimmte wirklich, wir hatten nicht mehr viele Francs übrig.

So zückte er noch mal die Muscheln. Und welche Überraschung. Dieses Mal schien es eine glückliche Konstellation gewesen zu sein. Es war genau die Summe, die wir bereit waren zu zahlen.

Professionell sind die Voodoo-Priester auch. Mit unseren Glücksbringern bekamen wir noch seine Visitenkart.


Das Ganze Voodoo-Geschäft ist schon seltsam. Viele Afrikaner, auch sehr Gebildete, glauben daran. Und man hört immer wieder von unglaublichen Fällen. Vielleicht ist ja doch was dran. Wer weiß? Voodoo eben.

Und ich muss gestehen, ich habe auch schon einen Talisman verwendet.  Der für die gute Reise.



Man spricht in den Talisman wie in ein Telefon hinein und verschließt seinen Wunsch, indem man den kleinen Stöpsel in das Loch steckt.

Und es hat geklappt. Ich bin heil von Accra in Johannesburg angekommen und mein Gepäck auch :).

Mittwoch, 27. Januar 2010

10 Stunden Höllentrip

Nach Burkina Faso peilten Helen und ich unser nächstes Ziel, Togo, an. Somit hieß es vom Norden Ghanas runter in den Südosten nach Afloa, um von dort die Grenze nach Togo in die Hauptstadt Lomé zu überqueren.

Unsere Ghana Karte hatte für die von uns gewählte Route eine dicke rote Straße eingezeichnet, was so viel wie Hauptverkehrsstraße bedeutet. Das ist ja super, dachten wir uns. Dann sollten wir relativ zügig mit einer Zwischenübernachtung in Lome ankommen. Von wegen.

Wie so oft hatten  wir mal wieder vergessen, dass wir uns in Ghana befinden. Eine dicke rote Straße auf einer Karte sagt zwar aus, dass es sich um eine wichtige Straße ( „important Road“) handelt. Dies sagt jedoch noch lange nichts über deren Zustand aus!

Diese besagte Straße, falls man dies überhaupt so bezeichnen kann, war ein ungeteerter aus Mulden bestehender roter trocken staubiger Sandweg.

Und unser Bus war, wie sollte es auch anders sein, ein Schrotthaufen auf Rädern mit offenen Fenstern. Das Wort „Komfort“ in diesem Zusammenhang hatten wir ja schon aus unserem Wortschatz verbannt, nun kam aber noch hinzu, dass wir inklusive unser Gepäck von oben bis unten mit rotem Sand eingestaubt wurden. Besser gesagt mit einer dicken Sandschicht.

Es hat ganze drei Duschvorgänge gebraucht, um sich davon zu befreien. Mein Rucksack wird die Spuren dagegen wohl nie ganz los werden.

Bevor unser „Höllentrip von 10 Stunden“  jedoch losging, mussten wir noch satte drei Stunden warten.  


In der ersten Stunde haben wir das Ticket gekauft. Eher gesagt das Anrecht auf eine Ticket. Unsere Namen wurde in eine Liste geschrieben.

In der zweiten Stunde wurden dann die Tickets verteilt, indem die Namen aufgerufen wurden.Unsere Namen waren nicht dabei. Es hieß wir sollten auf den nächsten Bus warten. Na prost Mahlzeit.
Aber wir hatten Glück. Zwei Passagiere sind nicht erschienen, so dass wir diese Tickets bekamen. Das waren sogenannte Notsitze.

Fürchterlich unbequem und mein Sitz krachte immer dann zusammen, wenn ich mich zurücklehnen wollte. Also hieß es für mich keine Rückenlehne.

Die dritte Stunde Warten haben wir schließlich damit verbracht, zuzuschauen wie der Bus mit voller Muse und Geruhsamkeit beladen wurde. Nicht, dass man das schon in der ersten oder zweiten Stunde hätte machen können, denn die Fahrgäste warteten alle schon seit mindestens drei Stunden samt Gepäck!



Und dann ging unser Höllentrip endlich los. Die Straße war so übel, dass der Bus sich nur mit einem Durchschnittstempo von 10 kmh fortbewegen konnte. Für eine Strecke von vergleichbar mit "Hannover nach Frankfurt" haben wir sage und schreibe 10 Stunden gebraucht. Um 0.30 Uhr kamen wir dann in unserem nicht geplanten Zwischenstopp an. Völlig K.O., voller Sand, mein Rücken tat weh. Was ein Tag!

Das Gute an diesem Trip war aber, dass wir alle zukünftigen Tro-Tros und Straßen während unserer Reise als wahre Wohltat betrachteten. Es ist eben alles relativ.

Sonntag, 24. Januar 2010

Trip nach Burkina Faso

Ghana ist nur ein Land von vielen in Afrika. Warum also nicht ein wenig den Blick nach Norden oder  Osten erweitern  und einen Einblick in die Ghana angrenzenden Länder bekommen? Burkina Faso und Togo wären doch nicht schlecht.

Und wie es der Zufall will, lernten Helen und ich auf unserer Reise durch Ghana eine nette Französin kennen, die in Burkina Faso für eine Organisation arbeitet und seit zwei Jahren dort lebt. Sie hat uns prompt angeboten, sie dort zu besuchen. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und so machten wir uns auf die auf den Weg gen Norden.


Ein Glück kann Helen ein wenig Französisch. Denn in Burkina Faso hat der Franzose seinen Einfluss hinterlassen. Hier spricht kaum jemand Englisch.


Burkina Faso gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Das merkt man auch schnell. Schon an der Grenzkontrolle ist der Unterschied offensichtlich.

Wo man in Ghana die Passkontrolle bereits mit Computer Unterstützung bewältigt, schreibt man 50 Meter weiter in der Grenzstelle Burkina Faso noch alles fein säuberlich mit der Hand in dicke Bücher. Computer sind weit und breit nicht zu sehen.


In Burkina Faso herrscht rund 70% Analphabetentum. Die Mehrheit lebt in Armut.  Der Islam ist extrem weit verbreitet.

Wenn man mitten am helllichten Tag Menschenmassen erblickt, die komplette Hauptverkehrsstraßen blockieren, dann handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Muslime, die ihre Matten auf den Boden ausgebreitet haben und beten.


Keiner regt sich auf. Das scheint hier wohl normal zu sein. Aber ehrlich gesagt, würde ich wohl auch eher still schweigen bewahren, bei einem Bevölkerungsanteil von  70 – 80 Prozent Muslimen.

Wir waren drei Tage bei unserer französischen Freundin in der Hauptstadt Ouagadougou. Ehrlich gesagt, hat mir die Stadt nicht sonderlich gefallen.

Im Gegensatz zu Ghana ist es hier heißer, die Luft ist trocken, die Straßen sind staubig, die Leute betteln um Geld. Alles sieht grauer, dreckiger und ärmer aus.

Und wer meint, in Ghana seien die Tro-Tros, Busse und Taxis in einem schlechten Zustand. Der soll mal nach Burkina Faso gehen. Hier ist es übelst. Wir hatten ein Taxi, das war so rostig, dass man durch den Boden auf die Straße sehen konnte.


Gestern hat mir ein Ghanaer erzählt, dass Burkina Faso die Autos aus Ghana importiert. Das erklärt so einiges. Unsere nicht TÜV-fähigen VW-Busse werden nach Ghana exportiert. Hier werden sie dann solange genutzt, bis es fast nicht mehr geht und das bisschen was von dem Fahrzeug noch übrig bleibt, kommt dann nach Burkina Faso. Da wundert mich nichts mehr.

Die Leute in Burkina Faso sind auch nicht so nett wie in Ghana. Das mag vielleicht an meinen nicht vorhandenen Französisch Kenntnissen liegen, aber  auch Helen hatte das gleiche Gefühl. Hier lächeln die Leute einen nicht so herzlich an oder helfen, den Weg zu finden.


Keiner winkt von weitem und ruft „Obruni, How are you“.  Es fehlt auch die laute fröhliche Musik in den Straßen, die ich sonst in Ghana gewohnt bin.

Einige Ghanaer hatten mich ja schon gewarnt und meinten die Leute in Burkina Faso mögen die Ghanaer nicht so, weil sie kein Französisch sprechen. Erinnert mich irgendwie an Frankreich. Da überkommt mich das gleiche Gefühl. Franzosen eben.

Man kann den Trip nach Burkina Faso als „interessante“ Erfahrung zusammenfassen. Sonderlich gefallen hat es uns hier nicht. Das einzig Gute, was wir finden konnten, war die Tatsache, dass es hier richtiges Baguette, Couscous und Erdbeeren gibt.

Wir waren froh, wieder ghanaischen Boden unter den Füßen zu haben und dachten uns „Endlich wieder zurück in der Zivilisation“. Ist schon verrückt wie sich die Relationen verschieben. Ghana ist im Gegensatz zu Burkina Faso wirklich Meilen voraus. Von uns Europäern aber noch meilenweit entfernt.

Montag, 18. Januar 2010

Street Talk

Als Weißer ist man in Ghana eine Besonderheit. Und das verbergen die Ghanaer hier auch nicht. Ganz im Gegenteil. Sie freuen sich immer, wenn sie einen Hellhäutigen sehen. Wir werden hier „Obruni“ genannt, was so viel wie „Weißer“ heißt.



Egal wo man läuft. Ob in Dörfern oder großen Städten, man wird ständig angesprochen. Der Street Talk beginnt immer mit dem Auftakt „Hey Obruni“, „Hallo Weißer“.

Dann folgen die vier Standardfragen:

Frage 1: How are you (Wie geht es Dir)?
Frage 2: Where are you from (Woher kommst Du?)
Frage 3: What is your name? (Wie heißt Du?)
Frage 4: Where are you going (Wohin gehst Du?)

Vor allem die Kinder lieben es. Von weitem rufen sie schon „Obruni, How are you?“ und winken einem zu.



Da die Ghanaer freundliche Menschen sind grüßt man freundlich zurück, winkt und beantwortet  brav die Fragen. Die Frage „Where are you going“ kann man mit „nach Hause“ oder „zur Arbeit“ beantworten. Warum das den Ghanaer interessiert habe ich immer noch nicht verstanden.

Kontaktadressen als Schlüssel zum Glück

Eine weitere beliebte Frage, die jedoch vorwiegend von männlichen Wesen gestellt wird ist „I like you. I want to have you as my friend. Can I have your mobile number?“. (Ich mag Dich. Ich möchte Dich als Freund haben. Kann ich Deine Handynummer bekommen?).

Mit diesen Kontaktdaten glauben die Ghanaer irgendwann mal in Europa zu landen. Sei es aus Neugier oder im Glauben, dass sich dadurch das Leben automatisch verbessern wird.

Das ganze kann aber manchmal auch ganz schön anstrengen. Mann kann zwischen 3 bis 5 Street Talks je 200m Fußweg rechnen. Ungelogen, das ist kein Scherz. Egal wohin man läuft und egal zu welcher Uhrzeit.

Man stelle sich das mal umgekehrt vor. Hier in Deutschland rufe ich einem Dunkelhäutigen einfach quer über die Straße laut zu „Hey Schwarzer. Wie geht’s? Woher kommst Du? Wie heißt Du? Wohin gehst Du?“.

Aber wir sind ja nicht in Deutschland, sondern in Ghana. Da ist eben alles etwas anders.


Freitag, 15. Januar 2010

Reisen in Ghana

Ghana kennt keine Eisen- oder Straßenbahnen. Sämtlicher Verkehr spielt sich Überland ab, was wohl auch den immensen Verkehrsstau vor allem in den größeren Städten erklärt.




Dem Straßenbild nach zu urteilen, scheint ganz Ghana immer unterwegs zu sein. Überall wo man hinschaut, sieht man überfüllte Busse und Taxen, in denen die Menschen zusammengequetscht den letzten Platz aus diesem Fahrzeug zu holen scheinen.



Und genau mit diesen Verkehrsmitteln bin ich in Ghana unterwegs. Um es etwas anschaulicher zum machen, folgt nun eine kleine Einführung in die Verkehrsmittel und –wege Ghanas.

Ghana besitzt ein „relativ“ gut ausgebautes Straßennetz. Es gibt ungefähr 35.000 Straßenkilometer, von denen rund 10.000 km asphaltiert sind. „Asphaltiert“ ist aber nicht gleich „asphaltiert“! Das Wort „asphaltiert“ bekommt in Ghana eine ganz andere Bedeutung. Man könnte es auch übersetzen als „Schlaglöcher-Labyrinth angereichert mit Brems-Hubbeln“.

Die Brems-Hubbel haben wir in Deutschland ja auch. Das sind Erhöhungen, die oft vor Kindergärten oder Schulen sind, so dass man die Geschwindigkeit reduziert. In Ghana hat der Architekt das wohl etwas zu gut gemeint. Es sind regelrechte Hüpfhindernisse. Selbst wenn man im Schneckentempo fährt, wird man im Fahrzeug noch durchgerüttelt.

Die Schlaglöcher bilden kraterartige Muster. In Deutschland würde man diese Straßenabschnitte aufgrund zu hoher Unfallgefahr sperren.

So ist es ein wahres Erlebnis sich auf den Verkehrswegen Ghanas fortzubewegen. Der Spaß kann aber noch gesteigert werden, wenn man das richtige ghanaische Transportmittel wählt.

Hierfür gib es die folgenden Alternativen: Tro-Tro, Taxi oder Bus.

Tro-Tro

Das populärste Verkehrsmittel ist wohl das Tro-Tro. Es handelt sich hier um ausrangierte VW-Busse, die zu Kleinbussen umfunktioniert wurden.



Ich habe mich ja schon oft gefragt, wo all die alten VW-Busse geblieben sind, die bei uns den TÜV nicht mehr überstanden haben. Nun weiß ich es. Die wurden alle nach Ghana importiert. Kein Scherz. Hier sieht man Tro-Tros mit Schriftzügen wie „Klempnerei Härtel, Sindelfingen“, „Blumenhaus Wetzel aus Erdingen“ oder „RaumColor Sonnenschutz“.




Die Fahrtrouten der Tro-Tros folgen ihrem eigenen „System“. Es gibt keine Nummerierungen, keine Beschriftungen und keine Fahrpläne. Um das richtige Tro-Tro zu bekommen, muss man sich durchfragen. Oft wird man hin und her geschickt, bis man das Richtige gefunden hat. Fahrtzeiten gibt es keine. Man wartet einfach bis eins vorbeikommt.

Bei Langstreckenfahrten heißt die Devise: Es wird so lange gewartet, bis das Tro Tro voll ist. Dann geht die Reise los. So haben wir für unseren Trip nach Kumasi ungelogen zwei Stunden im Tro-Tro gesessen, bis die kritische Personenanzahl erreicht wurde und der Fahrer dann endlich den Motor startete.


Tro-Tros sind oft schlecht gewartet und fürchterlich unbequem, dafür aber „schnell“ und günstig. Das Markenzeichen eines jeden Tro-Tros sind wohl die Sprünge in der Windschutzscheibe, die fast ausnahmslos jedes dieser Fahrzeuge aufweist.


Nach etlichen Stunden, die ich mittlerweile in diesen Gefährten verbracht habe, gewöhnt man sich an die nichtvorhandene Beinfreiheit, die unmittelbar fühlbare Nähe der Mitfahrgäste links und rechts neben mir, sowie das ständige Hüpfen durch die Schlaglöcher und die Brems-Hubbel.



Der Name Tro-Tro geht übrigens auf die frühere Bezeichnung für Threepence in der Twi-Sprache zurück: Tro. Übersetzt heißt das : Autos, die ein paar Cent kosten.


Sehr interessante Orte sind auch die Car-Stationen, wo sich die Tro-Tros sammeln und für Langstreckenfahrten abfahren.




Die Atmosphäre dort ähnelt der der Märkte, neben denen sie meist liegen. Die vielen Menschen, der Lärm, die Farben und die Vitalität der Marktschreier, die Fahrgäste anlocken, haben es immer in sich und zeigen ein Stück aus dem alltäglichen Leben.

Hier sitzen Passagiere, die geduldig auf den Beginn ihrer Reise warten, dort sind Essensverkäufer, die durch die Menge lavieren, um ihre Ware an den Kunden zu bringen, weiter vorne ein Lottoexperte, der in lauten Tönen versucht, die richtigen Lottonummern zu verkaufen.




Taxi

Taxis kommen in zwei Varianten vor: „Shared“ (Sammeltaxi) und „Dropping“ (Individuelles Taxi)

Schared Taxis fahren eine bestimmte Route und weichen nicht davon ab. Unterwegs steigen Leute ein und aus. Dafür zahlt man weiniger als in einem individuellen Taxi: zwischen ein paar Cents und 0,70 EUR für eine Fahrt bis 5 km. Sammeltaxis sind die bevorzugte Variante. Und da die Ghanaer keine Platzangst kennen, werden meist 6 Leute im Taxi transportiert. Vier auf dem Rücksitz und zwei auf dem Beifahrersitz, egal welcher Statur. Für die Routen der Sammeltaxis gibt es keinen Plan oder Ähnliches. Man muss sich wie immer durchfragen.




Wenn man an einem ganz bestimmten Ort abgesetzt werden will, nennt man das Dropping. Das bedeutet, man fährt alleine und zahlt mehr. Durchschnittlich so zwischen 3 – 5 EUR. Taxifahrten sollte man immer vorher aushandeln. Ich habe noch kein Taxi mit Taximeter gesehen.

Aber bitte nicht davon ausgehen, dass ein Taxifahrer auch über Straßenkenntnis verfügt. Zum einen existieren kaum Schilder mit Straßennamen. Wenn es diese in den größeren Städten überhaupt gibt, so stimmen die Namen nicht mit denen in den Karten überein. Und zum anderen werden Adressen sowieso anders mitgeteilt als bei uns. Also nicht „ich möchte in die Hauptstraße Nummer 5“, sondern „gegenüber der Feuerwehr am großen Kreisel links“. Dann hat man eher eine Chance anzukommen. Ansonsten fragt auch der Taxifahrer einfach die Passanten nach dem Weg.

So kommt es nicht selten vor, dass die Fahrt etwas länger dauert als geplant, da sich der Fahrer hoffnungslos verfahren hat. Dies ist uns in Accra passiert. Aus 1 km, wurden 4km, da unser Taxifahrer nicht wusste, wo das Nationalmuseum ist und er ewig im Kreis gefahren ist. Ein Glück hatten wir den Preis vorher ausgehandelt.

Busse
Für längere Fahrten empfehlen sich die sogenannten STC-Busse. Das sind „richtige“ Busse, die etwas komfortabler sind und über eine Klimaanlage verfügen.


Auch wenn am Unkomfortabelsten, aber den meisten „Spaß“ hat man im Tro-Tro.




So kommt es nicht von ungefähr, dass eine der beliebtesten Serien im ghanaischen Fernsehen von einem Tro-Tro handelt. Denn in so einem Fahrzeug treffen die unterschiedlichsten Menschen aufeinander und es gibt immer was zu erleben und zu berichten. Hier spielt sich eben das Leben ab.

Fast hätte ich es vergessen. Einige Orte werden primär von Motorrädern angefahren. In Ghana ist ja alles kein Problem. Den Rucksack auf den Lenker und los geht’s.


Wasser aus Plastikbeuteln

Am meisten konsumiert der Ghanaer wohl Wasser. Ist ja auch kein Wunder bei der Hitze.

Allerdings hatte ich erwartet, dass es auch in Ghana  eine Art nationales Heißgetränk gibt, einen besonderen Tee oder Ähnliches.
So wie der Chai in Indien oder der Matee in Argentinien.

Aber weit gefehlt. Der Ghanaer mag es anscheinend nicht heiß. Tee oder gar Kaffee sieht  man selten und wenn, dann bekommt man heißes Wasser serviert mit  einem Lipton Tee-Beutel und für Kaffee  eine Portion löslichen Instant Nescafe.

Wasser dagegen bekommt man überall. Allerdings sollte man hierfür nicht nach Wasserflaschen Ausschau halten, sondern nach blauen Kühltruhen, die fast jeder Straßenladen hat.  Darin befindet sich das begehrte Trinkwasser.


Dieses ist in 500ml Plastikbeuteln abgefüllt. Man kann Trinkwasser zwar auch in Plastikflaschen kaufen, aber das ist um einiges teurer. Zum Vergleich: ein Beutel Wasser kostet umgerechnet 2,5 Cent. Eine 500 ml Wasserflasche dagegen kostet 25 Cent.



Alternativ zu den Kühltruhen gibt es auch die „mobilen Kioske“.  Einfach schauen, was so auf dem Kopf angeboten wird.

Bestimmt jeder vierte verkauft Wasser. Und es ist immer gekühlt. Keine Ahnung wie das so lange kühl bleiben kann.



Der Ghanaer hat übrigens eine eigene Technik für die Handhabung der Trinkbeutel entwickelt, die ich nicht vorenthalten möchte.



Schritt 1: Man beißt eine Ecke der Plastiktüte mit den Zähnen ab. Hierbei muss man jedoch aufpassen, dass nicht das ganze Wasser dabei herausspritzt.



Schritt 2: Man nuckelt das Wasser aus der Öffnung.



Schritt 3: Wenn man nicht 500 ml auf ex trinken möchte kann man den Beutel auch so geschickt platzieren, dass kein Wasser ausläuft.



Schritt 4: Der leere Beutel wird einfach irgendwohin auf den Boden geworfen. Wie das auch mit dem restlichen Müll gehandhabt wird. Denn Abfalleimer gibt es so gut wie gar nicht.




Der Plastikabfall ist wirklich ein Problem in Ghana. Da hilft es auch nicht, wenn überall Plakate hängen mit dem Slogan „Keep Ghana clean“.  Wie soll das bitte schön gehen ohne Mülleimer!

Schuld an dem Plastikabfall ist das Gesundheitsministerium. Bis vor einiger Zeit gab es in Ghana noch kein abgefülltes Wasser. Trinkwasser wurde tassenweise auf Ghanas Straßen billig verkauft, damit Passanten ihren Durst stillen konnten. Ohne Zweifel war diese Praxis, aus einer Gemeinschafts-Tasse Wasser anzubieten, extrem gesundheitsgefährdend. Also wurde verordnet, Wasser künftig nur noch abgepackt in Plastikfolien zu verkaufen. Daraufhin wurden Tonnen von Plastikfolien importiert, das Wassergeschäft salonfähig gemacht, weil „sauberer“. Leider dachte niemand daran, auf den Straßen Abfallkörbe aufzustellen. Seit einigen Jahren trinkt nun die Bevölkerung – vor unsauberen Tassen geschützt – eisgekühltes Wasser aus Beuteln und wirft die Einwegfolie anschließend ungeniert auf die Straße.




Trotz viel hingeworfenen, zumeist organischen Mülls, sieht  man kaum Flaschen, Dosen, und Gläser rumliegen. Solche Gegenstände sind begehrt und werden immer für andere Zwecke neu eingesetzt.