Die Waisenhausleiterin, „Madame“ genannt, hat mich dazu eingeladen. Sie wollte unbedingt, dass ich mitgehe.
Sie selbst war nicht dabei. Ich bin mit Ata, ein netter junger Mann, der im Waisenhaus arbeitet, und mit Clara, eines der Kids gegangen.
Als ich gestern Madame fragte, um wie viel Uhr ich kommen sollte, meinte sie nur „komm einfach vorbei, wenn Du dann da bist, gehen wir los.“ Ja die Ghanische Zeit ist eben etwas anders. Ich war gegen 9.30 da. Um 10.30 machten wir uns dann auf den Weg.
Dort angekommen ging es direkt in die Kirche. Um einen Eindruck der Hochzeitsgesellschaft zu geben hier meine „ghanaischen Nachbarn“um mich herum.
Die Trauung hatte noch nicht begonnen. Zufällig bekam ich eine Einladungskarte zu Gesicht. Hier stand, dass die Trauung um 10 Uhr beginnt. Es war inzwischen 12 Uhr!
Alle Gäste waren da, keine Unruhe, keine Hektik. In Ghana hat man „die Ruhe weg“. Warum sich auch hetzen. Die Trauung ging also etwas verspätet um 12.30 los.
Wenn man nach der kirchlichen Abfolge geht, unterscheidet sich die Zeremonie nicht wesentlich von der unsrigen.
Es gibt ein Eröffnungsgebet, Gesang, die Frage nach dem berühmten Ja-Wort, der obligatorische Kuss, die Unterzeichnung der Heiratsurkunde.
Dennoch ist eine ghanaische Hochzeit ein ganz anderes Erlebnis. Hier fiebert das Volk mit. Wenn man nicht wüsste, dass man in der Kirche ist, könnte es dem Geräuschpegel nach auch ein Fußballstadion sein.
Als das Ehepaar sich das Ja-Wort gab, ist die Menge fast „ausgeflippt“. Klatschen, Pfeifen, Jubelrufe. Genauso muss es sich anfühlen, wenn im Fußballstadion, ein Tor fällt. Während der Trauung wurde immer wieder vor Begeisterung geschrien, geklatscht, gelacht.
Auffallend ist, dass es keine instrumentale Musikbegleitung gab. Aber das ist auch gar nicht nötig. Es wurde so toll in mehreren Stimmen gesungen. Man fühlte sich mitten ein einem Gospel-Chor.
Die ghanaische Hochzeit findet im Wesentlichen in der Kirche statt. Hier wird auch der Hochzeitskuchen angeschnitten.
Danach nimmt das Brautpaar mit Verwandten symbolisch an einem Tisch Platz um eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. In der Zwischenzeit wurde an uns Gäste ein „Lunch-Paket“ ausgeteilt. Das war einer Plastiktüte gefüllt mit einer kleinen Flasche Saft und einer Teigtasche als Snack. Es war zwischenzeitlich auch 16:00 Uhr und wir hatten Hunger.
Nach der Trauung fand dann noch die Foto-Session statt. Ich war als einzige „weiße“ eine Besonderheit und so wurde ich auch behandelt. War schon lustig. Das Brautpaar wollte unbedingt, dass ich auf dem Hochzeits- und Familienfoto bin. Die haben sich so gefreut und sich bei mir bedankt. Dabei kennen wir uns ja gar nicht. Aber so sind die Ghanaer eben.
Danach wurde ich dann noch zum Essen mit den engeren Verwandten und Freunden eingeladen. Es gab Kinki. Das ist eine Art Maisklumpen. Von der Konsistenz ist das wie Knetteig. Man nimmt etwas davon in die Hände und tunkt es in eine Soße aus Fisch, Chili und Tomaten.
Falls ich es noch nicht erwähnt habe, die Ghanaer essen überwiegend mit der Hand. Es ist aber wichtig, nur die rechte Hand zum Essen zu benutzten. Die linke Hand gilt als schmutzig.
So ging ein erlebnisreicher Tage für mich zu Ende. Wieder mal um einen Einblick in die ghanaische Kultur und Gastfreundschaft reicher.
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