Hier bin ich also nun in Ghana und starte meine Freiwilligenarbeit im Waisenhaus. Der Eingang ist eine einfache Holztür. Kein Willkommensschild. Keine Beschriftung. Hinter dem hohen Drahtzaun vermutet man nicht gerade ein Kinderheim.
Doch kaum bin ich durch die Tür, da strömt auch schon eine Schar neugieriger Kinder auf mich zu, die meine Hand nehmen, mich anfassen und mich nach meinem Namen fragen.
Einige der Kleineren strecken ihre Hände hoch und wollen auf den Arm genommen werden. Es wird gezerrt und gezogen. Es fühlt sich zwar etwas fremd an, aber zugleich sehr willkommen und herzlich. Einige der Kinder sind aber auch skeptisch, beobachten und warten ab.
Es gibt ein größeres gelb angemaltes Haus, indem die Kinder untergebracht sind. Hier gibt es zwei große Räume mit je ca. 20 Doppelbetten. Als Fenster dienen einfache Öffnungen ohne Glas oder Moskitogitter.
Ansonsten findet man freies Gelände vor, wo Wäsche zum Trocknen einfach auf dem Boden ausgebreitet wird, wo Ziegen und Hühner umherlaufen, wo gekocht und gewaschen wird. Die Kinder halten sich in der Regel im Freien auf.
Denn die Schlafräume laden nicht gerade zum Verweilen ein. Sie sind zweckmäßig. Einfache Holzbetten, Zementboden und kahle Wände.
Mit mir sind noch drei andere Volunteers hier. Unsere Aufgabe ist es, auf die Kleinkinder aufzupassen, die noch nicht zur Schule gehen.
Die Kleinste, Pamela, ist gerade mal 8 Monate alt. Ihre Mutter starb bei der Geburt. Mit nur 2 Tagen wurde sie in das Waisenhaus gebracht. Was mit dem Vater ist, weiß man nicht.
Viele der Kinder haben ein ähnliches Schicksal. Die Mutter ist gestorben, der Vater lebt, kümmert sich aber nicht um den Nachwuchs uns so werden sie zu Waisen, auch wenn sie dies eigentlich nicht sind.
So hat ungefähr die Hälfte der 70 Kinder, die hier leben, noch einen Elternteil. Einige wissen darüber, andere nicht. Oft ist der Vater nicht bekannt. Traurig aber wahr.
Die Verhältnisse, die ich vorfinde sind kaum zu beschreiben. Viele der Kleinkinder laufen bzw. krabbeln ohne Windeln, nur mit einem großen T-Shirt bekleidet, auf dem sandigen Boden herum. Dazwischen freilaufende Ziegen, Hühner, Katzen und Hunde. Überall stinkt es nach Kot und Katzenurin. Die Kinder sind dreckig und haben oft dicke Bäuche (Unterernährung und Würmer). Es ist ein trauriger Anblick.
Jedes der Kinder hier scheint sich nach ein wenig körperlicher Wärme und Geborgenheit zu sehen. Neben diesen erschütternden Bilder vor Augen, wird man jedoch mit unbezahlbaren Momenten belohnt, in denen man die Kleinen im Arm hält und in die leuchtenden Kinderaugen sieht, die vor Freude strahlen.
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