Sonntag, 14. März 2010

IT-Metropole Bangalore

Ich kann meine "IT-Ader" einfach nicht verleugnen. Die „Versuchung“ nach Bangalore, in die IT-Metropole  Indiens zu gehen, war einfach zu groß.

Ich bin bislang wohl auch die einzig „Verrückte“ unter den Volunteers, die  für ein verlängertes Wochenende 16 Stunden Zugfahrt auf sich nahm, um sich eine Industriestadt anzusehen.



Aber es hat sich gelohnt. Ich fand die Stadt beeindruckend. Rund 4 Millionen Einwohner, überall Verkehr und Gehupe. 




Eben noch hat man sich den Weg durch enge Gassen in der Altstadt und durch das hektische Treiben auf dem Markt gebahnt und 100 Meter weiter  reihen sich schon  moderne Shops und Cafes  aneinander, umgeben von riesiger Reklame. Tradition und Moderne eng beisammen. Faszinierend.


Alleine unterwegs zu sein hat auch seine Vorteile. Man knüpft viel leichter Kontakte. So habe ich Govind, einen netten Inder kennengelernt, der mir am ersten Tag ein wenig Bangalore gezeigt hat.


Auch im Zug und auf der Straße kommt man mit Indern ins Gespräch. Und wie sollte es hier anders sein, sind die meisten in der IT-Branche tätig. 

Zu einer Stadtmetropole gehört natürlich auch eine Metro, die bislang jedoch nur auf dem Papier existiert. Hierfür wird schon fleißig seit zwei Jahren gebaut.

Das Stadtbild ähnelt daher an vielen Stellen einer Baustelle.  Noch zwei Jahre soll der Bau in Anspruch nehmen.

Wer sich nach Ruhe und Natur sehnt, der kann einer der vielen Gärten in Bangalore besuchen. Der berühmteste ist der Botanischer Garten „Lalbagh“. Er soll die weltweit größte Ansammlung verschiedener Pflanzenarten besitzen.


Etwas außerhalb der Stadt befindet sich das IT-Gebiet, auch genannt „White-Field“.
Hier findet man alle namhaften Firmen, wie Dell, HP, Oracle, TESCO und natürlich habe ich auch nach SAP Ausschau gehalten :-)


Auch wenn Bangalore noch so modern ist, die berühmten indischen Kühe sind auch hier nicht aus dem Stadtbild zu denken. Ist schon verrückt dieses Indien.


Und hier noch ein paar interessante Fakten über Bangalore:
  • Bangalore hat die höchste Anzahl an Bars in Asien.
  • Bangalore hat die höchste Zahl an Rauchern in Indien.
  • Bangalore hat die höchste Anzahl an (242) Software-Unternehmen in Indien.
  • Bangalore war die erste Stadt Indiens, die mit Strom versorgt wurde.
  • Bangalore hat die höchste Dichte des Verkehrs in Indien.
  • Bangalore hat die reichsten Menschen in Indien.
.

Nicht weit von Bangalore befindet sich die Stadt Mysore mit dem berühmten Mysore Palace. Der war wirklich beeindruckend.

Hierfür hatte ich einen Tagesausflug im Touristenbüro in Bangalore gebucht. Mit mir im Reisebus befanden sich nur Inder. Ich war somit die einzige ausländische Touristin. War schon irgendwie  witzig. Aber auch hier kommt man schnell ins Gespräch.


Die Inder finden es immer wieder sonderbar, wie eine Frau alleine unterwegs sein kann und können irgendwie auch nicht nachvollziehen, warum ein Europäer freiwillig in das dreckige und ärmere Indien reist  (?!).
Indien ist irgendwie zu verrückt, um es nicht zu lieben :-)

Dienstag, 9. März 2010

Post beim Schneider

Pakete in Indien zu verschicken ist für den unwissenden Europäer ein wahres Erlebnis, welches heute auch mir zu Teil wurde.

Da mein Volunteering in wenigen Tagen zu Ende ist und ich dann wieder mit dem Rucksack unterwegs sein werde, galt es vorher noch "unnötigen Balast los werden." Als Backpacker lernt man seine Lektion "weniger ist mehr". So habe ich mein kleines Indien-Paket geschnürt.

Bevor man sich jedoch auf den Weg zur Post macht, sollte man wissen, dass Pakete in Indien vorher zum Schneider müssen!

Richtig gelesen. Zum Schneider.





Denn die Post nimmt nur Pakete an, die in weißem (hellen) Stoff eingenäht sind. Das ist kein Scherz.

So machte ich mich auf dem Weg zum nächsten Tailor. Der maß kurzerhand mein Paket, nähte aus Stoffresten eine Art Kissenhüllen und zog es über.

Danach wurden die überstehenden Ecken fein säuberlich eingenäht.


Nach nur 10 Minuten war mein Paket dann fertig für die Post.


In der Poststelle wird das Paket gewogen und der Preis ermittelt. Danach füllt man noch fix ein Formular aus. Ganz wichtig ist es aber, eine Kopie des Reisepasses parat zu haben. Denn die muss mit abgegeben werden!

Dann noch mit einem wasserfesten Stift Absender und Adressat auf den Stoff schreiben. Nach einigen Zusatzinformationen des Postbeamten sieht dann das Paket wie folgt aus.



Na dann kann ja nichts mehr schief gehen?! Ich hoffe, das Paket kommt an.

Falls  ihr also irgendwannnmal ein in Stoff eingepacktes Paket erhalten solltet, dann könnt ihr mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass es sich um Post aus Indien handelt.

Donnerstag, 4. März 2010

Velha Goa (Alt-Goa)

Die Stadt Velha Goa (englisch Old-Goa, deutsch Alt-Goa) war früher die Hauptstadt der portugiesischen Kolonie Portugiesisch-Indien.

Nach einer schweren Malariaepedemie im 17 Jahrhundert zog die Mehrheit der Bevölkerung in die damalige Vorstadt Panaji um, welches heute die  Hauptstadt Goas ist.



Unter Alt-Goa hatte ich mir eine schöne Altstadt vorgestellt, wo man durch enge Gassen schlendern kann und die Fassaden alter Gebäude und Wohnhäuser bestaunen kann. Aber weit gefehlt.

Einen Stadtkern gibt es hier nicht. Dafür aber unzählige Kirchen verstreut über eine weite Fläche entlang breiter Hauptstraßen. Als „schön“ kann man dieses Stadtbild nicht bezeichnen.

Die Einwohner jedoch sind ziemlich stolz auf ihre Stadt, da die meisten Kirchen und Gebäude unter UNESCO Welterbe stehen. Mir ist das wirklich schleierhaft. Ich konnte nichts Besonderes an diesen Kirchen finden.
Da habe ich schon schönere Dorfkirchen in Deutschland gesehen. Aber wir sind eben in Indien und nicht in Deutschland.



Am bekanntesten scheint wohl die Basilica of Bom Jesus zu sein. In dieser Kirche sind die sterblichen Überreste des heiligen Franz Xaver aufbewahrt. Er war ein berühmter Missionar aus dem 16. Jahrhundert, dem heilende Kräfte nachgesagt werden. Wie durch ein Wunder ist sein Leichnam bis heute nicht verwest, sondern hat sich von selbst mumifiziert?!


Mehr fällt mir zu Alt-Goa nicht ein. Das war also unser „spannender“ Nachmittagsausflug.



Montag, 1. März 2010

Holi - Fest der Farben

Wer es bunt mag, der muss unbedingt das Holi Festival in Indien miterleben.
Holi ist mit Abstand das populärste und farbenprächtigste indische Fest, weswegen es auch "Fest der Farben" genannt wird.


Die Inder, egal welchen Alters und welcher sozialen Schicht scheinen alle diesem Fest entgegen zu fiebern. Die Tage davor spricht jeder nur noch über das Holi Festival. Jetzt weiss ich auch warum.




An diesem Tag gilt in Indien der Ausnahmezustand. Die Menschen bewerfen sich gegenseitig mit farbigem Pulver und bespritzen sich mit Wasser. Überall sieht man von Kopf bis Fuß bunt angemalte Leute, die Freude strahlend und voller Ausgelassenheit "Happy Holi" rufen.


Wir wurden natürlich auch nicht verschont und liefen den Tag über bunt beschmiert herum. Vorgewarnt hatten wir alte Klamotten angezogen, denn die Farbe geht nicht mehr raus.

Leider hatte uns niemand gesagt, dass es auch die Haare färbt.
Vor allem das sonnengebleichte Haar nimmt die Farbe besonders gut an. So haben meine Haare derzeit einen leichten Blauschimmer.



Holi beginnt am Vollmondtag des Monats Phalguna (Februar/März) und dauert mindestens zwei Tage. Am ersten Tag entzündet man in der Nacht ein Feuer und verbrennt darin eine Figur aus Stroh, die so genannte Holika.


Verschiedene Mythen beschäftigen sich mit dieser Dämonin: Eine der bekanntesten Geschichten erzählt:

Der kindliche Prinz Prahlada sollte von seinem Vater überredet werden, ihm alle göttliche Ehre zu erweisen, der Junge jedoch verehrte weiterhin nur Vishnu. Mit verschiedenen Mitteln versuchte nun der König seinen Sohn zu töten, jedes mal jedoch griff Vishnu selbst ein und rettete das Kind. Schließlich griff der König zu einer List: Seine Schwester Holika, die durch besondere Kräfte vor dem Feuer geschützt war, sollte mit Prahlada auf dem Schoß ins Feuer springen und ihn so verbrennen. Aber die Flammen verschonten das Kind und von Holika blieb nur ein Häufchen Asche.
Danach feiern die Menschen als Erinnerung an die Vernichtung der Dämonin das Fest Holi.

Sonntag, 28. Februar 2010

Ruinenstadt Hampi

Am Wochenende haben wir die charismatische Ruinenstadt Hampi besucht.


Die Kulisse ist überwältigend. So etwas habe ich noch nicht gesehen.


Um mich herum überall weite Flächen von Hügeln, die mit Felsblöcken übersät sind.

Eingebettet mitten in grünen Reisfeldern. Ein faszinierender Anblick.



Die historische Stätte Hampi war die mittelalterliche Hauptstadt des Hindu-Reiches Vijayanagara (Stadt de Sieges) und gehört seit 1986 zum UNESCO Weltkulturerbe. Zur Blütezeit hatte sie rund 200.000, nach anderen Schätzungen sogar 500.000 Einwohner. Heute ist Hampi nur noch ein Dorf mit etwa 2000 Einwohnern.



Überall verstreut liegen mehr als 500 Monumente. Unter ihnen gibt es schöne Tempel, Fundamente von Palästen, Reste von Wasserbauten, ehemalige Marktstraßen, königliche Pavillions, …die Liste ist praktisch endlos.



In Hampi gibt es daher an jeder Ecke eine „historische Überraschung“. Jedes Monument versteckt mehr, als es preisgibt.



Wir hatten uns für einen Tag einen Guide gebucht, der uns zu den bekanntesten Orten führte und etwas über deren Hintergrund erzählte.



Am meisten beeindruckt hat mich der steinerne Triumphwagen-Schrein im Vittala Tempel. So wie wir ein Auto haben und dieses vor unserem Haus abstellen, hätte eben auch jede Gottheit ihr eigenes Gefährt und parkt dieses wie wir auch vor die eigenen Haus- bzw. Tempeltür.

Die berühmten Elefantenställe sind wunderschön anzusehen. Es ist ein immens langes Gebäude. Jeder Elefant hatte sein eigenes Tor.


Der Frauenschar des Königs wurde sogar ein eigenes Gebäude nur zum Baden mit einem 15x15m breiten Becken errichtet. Das benötigt schon einige Liter an Flüssigkeit. Das Wasser dorthin zu bekommen, war keine leichte Aufgabe und hierfür mussten einige Männer harte Arbeit verrichten. Aber was tut man nicht alles für die Schönheit der Frauen.


Um Anegondi, den nördlichsten Teil der Stadt zu erreichen, mussten wir den Fluss überqueren. Hierfür gibt es kleine runde Korbboote, die wie Schildkrötenpanzer aussehen. Ist schon ein lustiges Gefährt, vor allem wenn der Steuermann sich einen Spaß macht und das Boot wild um die eigene Achse kreisen lässt. Da kommt man sich wie auf der Kirmes vor.


Beeindruckend sind auch die Steinbilder entlang den alten Tempelmauern. Ebenso faszinierend sind die Wandbemalungen in den Tempeln.



Natürlich darf für eine indische Stätte ein Affen-Tempel nicht fehlen.


Der Gott Hanuman ist in der Gestalt eines Affen verkörpert und dieser wird an vielen Orten Indiens verehrt.
Warum dieser Tempel immer auf dem höchsten Hügel sein, muss weiß ich auch nicht.

Jedenfalls gibt es immer einige Treppen zu bezwingen. Auf dem Weg sollte man auf seine Taschen aufpassen, ansonsten hat sie schnell einer der Affen geklaut.



Oben angekommen hat man aber dann eine sagenhafte Sicht.



Abschließend kann ich nur sagen, Hampi ist auf jeden Fall eine Reise wert!

Donnerstag, 18. Februar 2010

Indien: Land der Gewürze

Indien ist bekanntlich das Land der Gewürze. Scharfes Chili, würziges Curry – die indische Küche ist geprägt von den verschiedensten Gewürzen, die kreativ und raffiniert eingesetzt werden.



Die Variationen an Gewürzmischungen scheinen unendlich zu sein. Egal, was man probiert, das indische Essen ist immer ein Geschmackserlebnis. Jedesmal macht man aufs Neue eine einzigartige Gewürzentdeckung verbunden mit aromatischen Gaumenfreuden.


Um unser Wissen rund um die Gewürze etwas zu schärfen haben wir uns heute auf den Weg zur Sahakari Gewürzfarm gemacht. Hier werden dem Unwissenden mittels einer kurzen Führung durch die Plantage die bekanntesten Gewürze nähergebracht.

Begrüßt wurden wir mit Blumenketten einem roten Punkt auf der Stirn und einem leckeren Ginger-Lemon-Tee.



Danach ging es mit unserer Führerin Maria durch die Welt der Gewürze.



Hier ein paar Auszüge aus unserem „Gewürz-Lehrgang“:

1. Was könnte das sein?





Schwarzer Pfeffer









2. Was ist auf diesem Bild zu sehen? Ein kleiner Tip: Erinnert an Weihnachten.
Es ist ein Zimtbaum. Wir kennen ja eher die Rinde. Denn der Zimtgeschmack ist in der Rinde verborgen. Die Blätter riechen irgendwie nach gar nichts.

3. Wer schon immer wissen wollte, ob die Ananas eigentlich auf einem Baum wächst, hier die Antwort.

Die Ananas ist eine Bodenfrucht. Ein Gewächs bringt eine Frucht hervor und wächst nur einmal im Jahr.

4. Wer es scharf mag, der wird dieses Gewürz lieben.



Piri-Piri, eine sehr scharfe Chilichote. Mit Vorsicht zu genießen.







  
5. Das ist Vanille.


Gewußt?









6. Nun die Herausforderung: Um welche Frucht handelt es sich hier?

Es ist eine Cashewnuss. Jede Frucht trägt eine Nuss. Das erklärt wohl auch den relativ hohen Preis für diese Nüsse. Aus der Frucht  wird übrigens Schnaps gemacht, der hier Finny genannt wird.

Mittwoch, 17. Februar 2010

Karneval in Goa

Da bin ich nun in Goa und befinde mich mitten in einem Faschingsumzug zwischen grölenden und ausgelassenen Indern. Wer denkt bei Karneval schon an Indien?

Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich es nicht glauben.

Zwei Tage vor der Fastenzeit wandelt sich die indische Stadt in ein farbenprächtiges, musikalisches Schauspiel. Anmutige Tänze, bunte Umzüge und mitreißende Musik stehen auf dem Programm.


Die Gesichtsbemalung darf dabei natürlich auch nicht fehlen.


Der Umzug ist wirklich unendlich lang. An den Straßen stehen die Leute und bewundern das Spektakel.

Ungelogen: Goa macht den Kölnern Konkurrenz. Sie stehen weder in der Kostümierung noch in der Narrenfreiheit nach.

Das Einzige was fehlt sind die Kamellen.





Interessant ist: Der Karneval in Goa ist für Indien einzigartig – nirgendwo sonst wird der Karneval gefeiert.




Der Hintergrund ist portugiesisches Erbe. Denn Goa war rund 450 Jahre lang portugiesische Kolonie und weist daher eine besondere kulturelle Prägung auf. Kaum ein indischer Bundesstaat ist kulturell so nachhaltig von einer europäischen Kolonialmacht beeinflusst worden wie Goa.

Dies zeigt auch der hohe katholische Bevölkerungsanteil. Das erklärt nun auch, warum Goa auf mich einen viel "westlicheren" Eindruck verglichen zu Delhi oder Rajasthan macht und warum es hier so viele Kirchen gibt.

Für die Wissbegieren unter euch anbei ein kleiner Lexikonbeitrag zur Herkunft des Wortes "Karneval".

Hierfür habe ich zwei interessante Theorien gefunden:



1. Das Wort Karneval wurde von zwei lateinischen Wörtern abgeleitet - "Carne" bedeutet Fleisch und "Vale" übersetzt als Auf Wiedersehen! Einige binden Karneval an "Carnislevamen" (Freude an Fleisch), das sich auf Genuss des Fleisches während Feierlichkeit konzentriert. Es wird von Enthaltsamkeit während Fastenzeit gefolgt.

2. Es wird auch geglaubt, dass dieses Wort von "Carrus Navalis" gekommen ist - die Pferdekutsche, die während Römerfestes Saturnalia zu Ehren von Saturn prangte. Sie trug Männer und Frauen in Faschingskostümen. Die Leute trugen Masken und sangen obszöne Lieder.


In diesem Sinne. Hellau und Alaaf aus Indien an alle zu Hause!